Gastvortrag im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung „25 Jahre Universiade in Duisburg“ im Rathaus der Stadt Duisburg am 28. Oktober 2014
Abstract: Eine Schnittmenge zu Sportgroßveranstaltungen ergibt sich für den Hochschulsport schon per se durch den Umstand, dass Spitzensportlerinnen und Spitzensportler im Sinne einer dualen Karriere nicht selten auch Studierende sind. Darüber hinaus finden sich operative Schnittstellen, indem bspw. Selektionsverfahren für internationale Hochschulsportwettkämpfe in Kooperation mit den jeweiligen Fachverbänden und bisweilen integriert in deren Wettkampfangebote erfolgen. Auf struktureller Ebene bietet der Hochschulsport mit Studierendenmeisterschaften in einzelnen Sportarten oder Multisportveranstaltungen, wie der Universiade, ein Abbild des organisierten Sportbetriebs, während er auf organisatorischer Ebene als „Verband mit besonderen Aufgaben“ selbst Mitglied im DOSB ist. Es kann daher nicht verwundern, dass der hier zur Rede stehende Teilbereich des Hochschulsports mit seinem Fokus auf sportliche Spitzenleistung bisweilen Gefahr läuft, lediglich als „Triebwagen“ für nationale und internationale sportpolitische Interessen gesehen zu werden: Die Frage nach dem Wert des studentischen Spitzensports stellt sich, wenn das Wettkampfangebot nur als „Sprungbrett“ für Sportkarrieren verstanden oder die Ausrichtung von Hochschulwettkämpfen vor allem Nachweis der organisatorischen und logistischen Leistungsfähigkeit eines potentiellen Ausrichters „richtiger“ Sport(groß-)veranstaltungen interpretiert wird. Entsprechend ist die FISU vor dem Hintergrund der skizzierten Gemeinsamkeiten bemüht die Spezifika des studentischen Spitzensport herauszuarbeiten, indem Sie fragt „University and Olympic Sport – Two Models one goal?“ (so das FISU-Konferenzthema zur Universiade in Kasan im vergangen Jahr).
Sportgroßveranstaltungen definieren sich über das Adjektiv „groß“ insbesondere hinsichtlich Zuschauerinteresse, Besucherzahlen und/oder Teilnehmerzahlen. Kennzeichen ist eine hohe kommunikative Reichweite, an deren Spitze Olympische Spiele als Ereignis und der Fußball als Sportart stehen. Gemessen daran fallen nationale und internationale Hochschulwettkämpfe ebenso wie die Wettbewerbe des organisierten Sports deutlich ab. Im Sinne eines Longtail-Marketings strebt daher der DOSB über die Nutzung digitaler Medien eine Reichweitenerhöhung und Förderung einer Verbindung von Angebot (Sportwettkämpfe) und Nachfrage (Special Interest auf Seiten der Nutzer) an, während auf der Ebene der Fachverbände über eine Veränderung von Wettkampfformaten („Kurze Wettkämpfe nah am Zuschauer“; vgl. Faktor Sport, 3/2014, S. 10ff.) an der Attraktivität geschraubt und eine Eigenvermarktung vor allem über das Streaming von Online-Inhalten versucht wird (z.B. Segel-Bundesliga). Die genannten Ansätze zur Aufwertung einzelner Sportarten und Sportwettbewerbe zu „Großveranstaltungen“ trägt der Hochschulsport bereits ins sich. Darüber hinaus kommt ihm ob seiner Verortung an Hochschulen als „Brutstätten“ neuer Technologien und Anwendungsszenarien ein hohes Innovationspotential zu. Innerhalb des Interdependenz-Dreiecks aus Sportgroßveranstaltungen, organisiertem Sport und Hochschulsport kommt letzterem daher aktueller den je die historisch gewachsene Rolle eines Wegbereiters zu, welcher maßgeblich dazu beitragen kann und muss die drängenden Fragen an den deutschen Sport (gesellschaftliche Wertschöpfung, Anti-Korruption, Demokratisierung, Umweltschutz usw.; vgl. z.B. Diskussionspapier zu Sportgroßveranstaltungen, Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, 2014) einer Klärung zuzuführen.